Ihr Lieben,
es ist voller Frühling, wohin man auch blickt ein Blütenmeer vom Feinsten. Es könnt so idyllisch sein.
Aber etwas fehlt. Es fehlt das wilde Gebrummel, welches man von früher kennt.
Ab und an mal ein leises „bzzzzzzzzz“, aber ansonsten? Stille.
Ja, ich bin mir bewusst, dass die Hochsaison noch gar nicht gestartet ist. Doch auch in den letzten Jahren wurde es im Sommer ruhiger um all die summenden Geschöpfe und oft war auch schon im Mai sooo viel los im Gebüsch…
Was bin ich als Kind gerannt, wenn es um mich herum so laut summte und brummte, dass es mir sichere erschien das Weite zu suchen. (Irgendwann war mir schon klar, dass die Bienen keine Gefahr für mich darstellten, aber ein wenig unheimlich war das damals schon.)
In diesem Jahr bemerke ich das erste Mal so wirklich und schmerzlich sehr, dass die Bienen, die Hummeln und auch die Schmetterlinge kaum noch vorhanden sind.
Das bereitet mir solche Bauchschmerzen.
Also frag ich mich:
Wann wollen wir endlich anfangen unsere Welt zu retten?
Sterben die Bienen, stirbt unsere ganze Welt, wie wir sie bisher kannten.
Sterben noch mehr Insekten, sterben weiterhin unsere heimischen Vögel.
Sterben weiterhin unsere Vögel…ach verdammte Scheiße, ich könnte jetzt schon heulen.
Mitten in einem Albtraum…
Die FAZ schrieb gestern so schön: „Wir sind mitten in einem Albtraum.“ und ganz ehrlich, besser hätten sie die Überschrift gar nicht wählen können.
Seit der Wende 1989 beträgt die erschreckende Zahl des Insektenrückgangs rund 80 %. Haben die Autofahrer früher noch geschimpft, weil man ewig die Flecken von der Autoscheibe putzen musste, gibt diese Flecken heut kaum noch. Fährt man Fahrrad, hat man kaum noch eine Fliege zwischen den Zähnen und was übrig bleibt sind Mücken und Zecken. Die halten sich hartnäckig.
Die FAZ schreibt, dass auch nach Langzeitstudien nicht wirklich klar ist, woher das Artensterben der Insekten kommt. Ist das ein schlechter Witz?
Unsere Felder werden teilweise mit Gift (ja, ich empfinde Pestizide als Gift) besprüht und wir wunderen uns, warum alles lebende in diesen Feldern langsam aber sicher stirbt?
Wir diskutieren darum, dass Neonicotinoide komplett verboten werden sollten. Es kommt zu keiner Übereinstimmung, die Entscheidung wird auf Ende Mai vertagt und so gut wie alle konventionellen Felder bekommen diesen Scheiß durch das behandelte Saatgut (und noch viel mehr) in diesem Jahr wieder ab!
Und wir fragen uns wirklich, woher all das kommt???
Utopia beschreibt das ganze Problem etwas realitätsnaher:
„Doch es gibt längst Hinweise darauf, dass auch andere Pestizide die Bienen gefährden. Zudem stellten Forscher fest, dass Bienen mit Neonicotinoiden behandelte Pflanzen bevorzugen – und dadurch womöglich sogar noch mehr Gift aufnehmen als bisher angenommen. Experimente zeigten, dass der Kontakt mit Neonicotinoiden das Gedächtnisvermögen bei Bienen stark beeinflusst, wodurch sie die Orientierung verlieren können.“ Quelle: utopia.de
Schlussendlich haben wir alle viel zu lange die Augen verschlossen und viel zu wenig unternommen. Fünf vor Zwölf sollten wir trotzdem endlich anfangen aktiver zu werden und endlich die Augen öffnen!
Vielleicht fragt ihr euch jetzt auch: „Was kann ich denn tun, um Bienen zu schützen und diesem Albtraum ein wenig Einhalt zu gewähren?“
Ein ganz natürlicher Rückzugsort für Insekten – ein alter Baumstumpf
Aktiver Bienenschutz im Alltag
Tipp Nr. 1 – Schaut nicht mehr weg, schaut hin!
Informiert euch über das Thema Insektensterben, unterschreibt Petitionen gegen Glyphospat und Co. und erzählt auch euren Freunden, Verwandten, Bekannten, Arbeitskollegen etc. davon. Es kann zwar auch jeder Einzelne etwas tun, aber die Gemeinschaft ist in diesem Fall extrem wichtig!
Tipp Nr. 2 – Verzichtet auf konventionellen (Billig-)Honig.
Ich könnte jetzt auch schreiben: „Verzichte komplett auf Honig.“ Doch ich weiß, dass es hier in Deutschland einige Imker gibt, die ihr Handwerk extrem gut verstehen. Mit der Natur arbeiten, den Bienen einen guten Teil ihres Honigs lassen und für den Schutz dieser kleinen Flügelwesen sorgen. Unterstützt diese Menschen weiterhin!
Doch bitte, bitte, bitte verzichtet einfach auf die Massenware Honig, die ihr im Supermarkt findet und schaut euch dazu auch unbedingt den Film „More than Honey“ an!
Tipp Nr. 3 – Gebt den Bienen und Schmetterlingen Futter!
Selbst wenn ihr nur einen Balkon nutzen könnt, gebt Bienen die Möglichkeit bei euch etwas essbares zu finden. Besorgt euch (bitte nur BIO) Wildblumen Saatgut und legt ein paar Oasen an. Ebenso lieben sie blühende Kräuter, die passen fast auf jede Fensterbank.
Kauft euch zusätzlich noch viele Seedbombs oder macht sie am Besten gleich selbst. Streut sie wild in die Welt, wir brauchen mehr Vielfalt auf unseren Wiesen und Grünstreifen!
Nennt ihr euren Garten ein Eigen, verzichtet bitte auf den typischen „Englischen Rasen, Steine und drei Büsche“ Anblick. Das sieht nicht nur schlimm aus, das trägt dazu bei, dass die Insekten immer weniger werden. Gestaltet euren Garten bunt, naturnah und essbar!
Tipp Nr. 4 – Baut Hotels für Bienen und Co. – Bietet den Insekten ein Heim!
Das steht bei mir noch ganz groß auf dem Plan und wird in den nächsten Wochen umgesetzt, auch wenn die Bienen bei uns tatsächlich sogar ganz natürliche Hotels finden könnten (z.B. alte Bäume) ! Auf der Website vom Bienenhotel, könnt ihr euch ganz einfach informieren, wie ihr so ein Hotel am Besten gestaltet.
Wer die Möglichkeit hat und es sich zutraut, sich in die Materie einarbeitet und dann auch noch wirklich ganz aktiv etwas tun möchte, der besorgt sich die sogenannte BienenBox. Was man dabei nie vergessen darf, mit Bienen ist es dann wie mit Haustieren. Wir tragen Verantwortung für sie. Aus Spaß und um mal zu gucken ob es klappt, sollte so eine Box nie angeschafft werden!
Tipp Nr. 5 – Kauft besser und kauft weniger.
Ja, echte Biolebensmittel aus Verbänden wie Demeter und Bioland (ich lasse hier das EU Biosiegel mal bewusst außen vor, da es mir zu schwammig ist) sind teurer und ja, es ist super schwer damit eine ganze Familie zu ernähren, wenn das Geld knapper ist. Doch irgendwann wird es noch schwerer uns alle zu ernähren, wenn es unsere Bienen nicht mehr gibt. Also tut euch selbst und uns allen den Gefallen und kauft bewusster. Weniger, besser und naturverträglicher.
Wir haben von allem viel, sogar viel zu viel. Wer sich ausgewogen regional und saisonal ernährt, dem wird es an nichts fehlen, außer an ein paar Luxuslebensmitteln.
Doch stelle ich hier noch einmal die Frage: „Wann wollen wir denn anfangen die Welt zu retten?“
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Liebe Franzi,
das ist ein schöner Artikel, danke dafür! Zum Thema Billighonig: die meisten Honige sind keine Honige, sondern Zuckerlösungen. Es gibt da auf Netflix eine sehr eindrückliche Doku „Rotten“, die das Thema extrem gut beleuchtet. Und zum Thema „gebt den Bienen Futter“: Wichtig ist, dass man nicht nur Frühblüher pflanzt, sondern auch Pflanzen, die im August, September blühen. Da wird es nämlich schwierig für Insekten, Futter zu finden.
Liebe Grüße
Julia
Ein toller Post, der hoffentlich viele erreicht.
Herzliche Grüße
Christel