Das nachhaltige 2019 Nachhaltigkeit

Die Problematik des Käses als Beispiel für unsere Konsumgesellschaft

19. Januar 2019

Die Problematik des Käses!

Welch ein Käse diese Überschrift, doch konnte ich keine bessere wählen, denn heute geht es um Käse! 

Um Käse in 3 Klassen und die Auswirkung auf unsere Konsumgesellschaft.

Ihr werdet euch jetzt denken: „Himmel Hilf, was läuft bei dieser Frau heute nur wieder verkehrt?!“

Sagen wir es so, verkehrt läuft nix, aber es dreht sich ein Karussell von Gedanken in meinem Kopf und diese käsigen Gedanken muss ich schlichtweg mit euch teilen.

Die Problematik des Käses als Beispiel für unsere Konsumgesellschaft

Der Käse und wir

Vor einiger Zeit stand ich, im örtlichen Marktkauf, gemeinsam mit dem Mann vor dem Käseregal und diskutierte. Ich diskutierte mit ihm (nicht nur um unser generell völlig verschiedenes Einkaufsverhalten), weil ich mir so wünschte, dass er seinen liebsten Käse (wenn es doch schon konventionell sein musste) endlich (wieder) unverpackt an der Theke kaufen würde, statt in der bekannten Plastikverpackung. 

Bei dieser Diskussion ging es dann nicht einmal ausschließlich um das Thema Verpackung oder nicht, vorrangig  ging es um die Frage:

„Warum zur Hölle soll ich das Doppelte für den gleichen Käse zahlen, nur damit er keine Verpackung hat!?“

Denn das war leider Fakt. Der Käse kostete um das Doppelte (!) mehr, als verpackt aus dem Regal. 

Er hatte so recht mit seiner Frage, auch wenn ich erstmal bockig sagte: „Ist mir doch egal, Hauptsache das olle Plastik kommt nicht mit.“ (Der Widder in mir sprach…) 

Wir beendeten das Drama, ich bezahlte, er bockte (zurecht) ein wenig weiter, ich schmollte und keiner von uns war noch in der Stimmung so wirklich sinnig und anständig über das Thema zu sprechen.

Doch war das Thema noch lange nicht vom Tisch. Zum Glück! Denn es bewirkte in uns Beiden doch so einiges.

In ihm bewirkte es, dass er heute plötzlich einem völlig anderem Käse (und vor allem anderen System) mal wieder eine Chance gab (O-Ton Mann: Ich habs für dich getan) und seinen Käse im örtlichen Bioladen (unverpackt und – natürlich – mehr als doppelt so teuer als der konventionelle Liebling) kaufte.

In mir bewirkte es, dass ich mir – mal wieder – intensiv um dieses ganze System Gedanken machte. (Und mich ehrlich gesagt fast nochmal neu in ihn verliebte! So ein toller Mann ey!) 

Es war ein lustiger Einkauf heute, es gab keinen Gang, in dem wir nicht ausführlich und fröhlich miteinander  über unsere Gesellschaft und deren Fehler diskutierten, die Hände in die Luft warfen (wenn die Argumente nicht reichten) und immer wieder riefen „ABER…“.

Wir hatten Spaß dabei und als wir wieder beim Käseregal des Marktkaufs ankamen, da macht er mich auf etwas aufmerksam, was schlussendlich die Grundlage für diesen Beitrag hier bildete.

3 Klassen und ein Käse

Er machte mir bewusst (und tatsächlich fiel mir das bisher gar nicht auf), dass in allen größeren Märkten der Käse, sowie auch die Wurst, in 3 Klassen aufgeteilt wird.

Klasse 1 – Theke und oftmals deutlich teurer
Klasse 2 – Neben der Theke, in cleane und hochwertig wirkende Verpackungen verpackt und eigentlich immer teurer
Klasse 3 – Im Kühlregal, bunt und verpackt und ein günstiger Preis, den man einfach gewohnt ist

Das Fatale dahinter war nicht einmal die Tatsache, dass man in Klasse 1 -3 IMMER den absolut gleichen Käse finden konnte.

Es war auch wenig überraschend, dass man für den gleichen Käse drei verschiedene Preise zahlen konnte bzw. musste.

Fatal und erschreckend war zu sehen, was diese 3 Klassen über uns und unsere Konsumgesellschaft aussagen!  

Denn es reicht uns schlichtweg nicht aus, dass wir ein „einfaches“ Stück Käse kaufen könnten.

Nein, nein! Wir müssen den Käse entweder bunt verpackt, fröhlich bedient von der Theke oder aber ganz klassisch, schick und weiß, sowie anonym verpackt aus dem Regal neben der Theke kaufen können! Das ist alles, was wir Konsumenten möchten. Was wir fördern und was wir nicht boykottieren. 

Wir lassen uns von vorne bis hinten täuschen, erfolgreich manipulieren und merken es nicht einmal, weil wir immer darauf vertrauen, dass doch alles seine Richtigkeit hat. Welch Irrsinn! 

Wir erwarten – selbstverständlich! – eine solch breite Auswahl an Produkten, von der dann später jährlich 1,3 Milliarden Tonnen weg geschmissen werden, nur um sagen zu können: „Heute hab ich aber mal was gutes von der Theke gekauft.“ weil wir blind darauf vertrauen, dass es tatsächlich ein besseres Produkt wäre. 

Und die Problematik des Käses kann man überall anwenden. Egal wo man hinschaut, dieses System findet sich überall. 

Und ewig brüllt das System…

In diesem System werden Ressourcen künstlich verschwendet, womöglich sogar noch staatlich subventioniert und wir stehen daneben und lächeln uns an, packen uns unseren Käse ein und denken, dass wir es besser machen und ach so nachhaltig handeln, wenn wir ihn unverpackt kaufen. Wir Helden wir. 

Für mich steht wieder mehr als deutlich fest, dass wir alle endlich anfangen müssen ein anderes System zu unterstützen. Ein faireres und transparenteres System. Ein System, was sich auf eine überschaubare Auswahl beschränkt und dafür eine ordentliche und echte Qualität bietet.

Dieses System findet man natürlich oftmals nur in regionalen Bioläden – und Höfen, aber auch bei Menschen, die sich Nachhaltigkeit ohne ein Siegel auf die Fahne geschrieben haben und ihre Betriebe danach auslegen. Um diese zu finden braucht es ein wenig Neugier, ein wenig kritisches Denken und vor allem gesunden Menschenverstand, aber diesen einzusetzen sollten wir uns eh viel mehr angewöhnen! 

Verdammte Axt, ich bin nun final nicht mehr bereit all diesen Irrsinn hinzunehmen. Unser Konsum bringt uns vor die Hunde und wir stehen vor dem Käseregal und lächeln…

Und für alle, die jetzt ein ABER in meine Richtung schmettern – bitte stellt euch vorab folgende Frage:

„Ist die nachhaltigere Wahl wirklich zu teuer, oder wird uns die schlechtere Wahl einfach nur zu billig verkauft?“

 

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0 Comments

  1. Reply Janine 19. Januar 2019 at 21:54

    Liebe Franzi,

    ich finde deine Überlegungen sehr interessant. Ich habe mich ja bis Dezember noch vegetarisch/omnivor ernährt und regelmäßig Milch gekauft. Und auch da frage ich mich: Ist es immer die bessere Wahl, weil es in der Flasche daher kommt? Die Molkerei aus der die Flasche kommt ist eine Bio-Großmolkerei, sie produziert auch im Tetra Pack und nicht nur für den Bioladen sondern für fast jeden Supermarkt in der Region. Wie viel Nachhaltigkeit und Bio steckt da noch im System?
    In der Käsetheke war es ähnlich. Dort findet sich der gleiche Käse wie in der Kühltheke, nur ohne schicke Verpackung. Daneben liegen aber auch Käsesorten von kleinen Käsereien, Betrieben die nicht auf Masse machen. Deren Käsesorten einfach irgendwann aus sind, weil nur so und so viel hergestellt wurde.
    Es ist einfach unfassbar kompliziert und ich glaube, wenn man als Konsument erstmal an einem bestimmten Punkt in seinen Überlegungen und Handlungen angekommen ist, dann wird einem klar: Die Veränderung muss noch woanders stattfinden, als nur in unseren Kühlschränken. Der Wandel muss so viel mehr größer sein, dass wir niemals um politisches Handeln drum herum kommen.
    Wir können noch so viel zero waste und Nachhaltigkeit im Alltag praktizieren – Wenn es kein Umdenken auf politischer und Konzernebene gibt, kein Umdenken des Kapitalismus, dann werden wir nicht weit kommen.

    Danke für deine vielen guten Inputs auch für „Fortsgeschrittene“. *lach*
    Liebe Grüße
    Janine

    • Reply Franzi 21. Januar 2019 at 10:43

      Ach du Liebe, sehr gern! Und weißt du, ich glaube wir müssen noch soooooo viele Überlegungen anstellen um auch nur ansatzweise ans Ziel zu kommen. Wird spannend! :D

  2. Reply Stephanie 19. Januar 2019 at 22:46

    Franzi, das ist ja der Hammer! Jetzt wo ich das lese würde ich am liebsten gleich los und schauen, wie das bei uns im Edeka ist. Das werde ich beim nächsten Einkauf auf jeden Fall analysieren 🤔

  3. Reply tina 21. Januar 2019 at 09:21

    Liebe Franzi,
    Danke für diesen Post. Er bringt das Problem wirklich gut auf den Punkt. Ich bin auch ein “Theken-Käufer”. Eben weil ich den Verpackungsmüll nicht möchte und es mir leisten kann. Wenn möglich kaufe ich Lebensmittel auf dem Markt. Vor allem versuche ich aber, Andere nicht zu verurteilen, wenn sie zur billigeren Variante greifen. Die Preisunterschiede sind enorm und nicht jeder kann mal eben 3,69€ für 100gr Käse ausgeben.

    Liebe Grüße, tina

  4. Reply Sascha Groddeck 7. März 2019 at 14:12

    Liebe Franzi,

    vielen Dank für Dein aspektereiches Querdenken zu den Inhalten eines Wandels in Richtung Nachhaltigkeit.

    Wie Du ja in Deinen Recherchen und Diskussionen im Alltag schon wiederholt festgestellt hast, ist ein wirklich richtungsweisendes Konsumverhalten extrem schwierig und derart komplex, dass man wahrscheinlich einen N-Konsum-Führerschein bräuchte, um Schein von Sein unterscheiden zu lernen, offenen und verdeckten Plastikeinsatz zu qualifizieren oder einfach nur mal zu wissen welche Firmen machen wirklich in allen Wunschpunkten den Unterschied, so das deren Unterstützung am Ende zu mehr Nachhaltigkeit führt!!!

    Tatsächlich meßbar gebracht hat all der Nachhaltigkeitshype noch nichts.
    Außer dass das Bewußtsein steigt und das ist erstmal das Wichtigste! Nur dann werden wir auch bereit sein den Wandel zu leben.
    Ich möchte an der Stelle nur einen Gedanken einstreuen:

    Wir nennen etwas Profit, welches keiner ist und was Profit wirklich ist, wird noch nicht (nicht mehr) gehandelt.

    In seiner Absolutheit stimmt das zwar zum Glück nicht mehr, längst gibt es den sog. ökologischen Fußabdruck, einen Nachhaltigkeitsindex und eine Gemeinwohlwirtschaft, aber bilanziert läuft das ferner liefen im leider noch marginalen Bereich!

    Man kann sich ruhig folgendes fragen:

    Bin ich bereit meinen Besitz einer Stiftung zu überschreiben, um lebenslanges bezahlbares Wohnen in sozialer Gemeinschaft zu ermöglichen!?

    Bin ich bereit zu akzeptieren, dass mein Geld, mein Investment keine Zinsen sondern gesell. Mehrwert erwirtschaftet!?

    Bin ich bereit meinen Besitz der Gesellschaft zu vererben, statt einzig meinen Nachkommen?

    Bin ich bereit hohe Abgaben auf Produkte und Dienstleistungen zu entrichten, die endliche Ressourcen in hohem Maße verbrauchen!?

    Bin ich bereit weit weniger Auswahl zu haben, damit andere auch eine Wahl haben!?

    …etc.pp

    Eine wirklich effiziente funktionierende Nachhaltigkeitsgesellschaft hat fast gar nichts mehr mit den uns bekannten Selbstverständlichkeiten des Überangebots der globalen Massenproduktion zu tun. Daher haben wir Angst vor einem grundsätzlichen Wandel. Vor einer radikalen Änderung des Systems. Wir brauchen noch viel enttäuschende Bilanzen und Statistiken, bis wir die obigen Fragen zumindest nicht sofort weit von uns weg weisen, sondern uns zusammenfinden und darüber beratschlagen. Allein kann das Keiner. Es wird nur zusammen gehen. Und dann wird die Angst auch nicht mehr so groß sein. Wenn wir erkennen werden, was uns der Wandel an Mehr an Wohlbefinden und Wünschenswertem bringt, werden wir uns schmunzelnd fragen, warum hat das bloß so lange gedauert, aber darüber werden sich dann nur die ewig Gestrigen wundern ; )
    Ihr wißt schon aller Anfang ist schwer!
    Nochmals vielen Dank für Deine tolle Pionierarbeit !!!
    Viel Spaß bei Deinen weiteren Projekten zu diesem so dringenden Themen unserer Zeit : )!

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