Jó napot* ihr Lieben,
manchmal ergeben sich die inspirierendsten Treffen ganz zufällig, oder auch mit ein wenig Hintergedanken des Vaters. ;-)
Es ist ein heißer Frühsommertag in den letzten Tagen. Voller Geier auf frische Erdbeeren, steuert mein Herr Vater – sehr zielstrebig – auf „Soltis Obstgarten“ in Crimmitschau (Sachsen) zu.
„Wenn, dann kaufen wir sie dort. Dort schafft es die Schale nicht mal bis zum Auto, so lecker sind die.“ – Zitat vom Herrn Vater.
Ein Hauch von Sommerferien als Kind…
Als wir auf den Hof fahren, empfängt mich ein Hauch von Landleben (in der Stadt), ein wenig Nostalgie & eine zarte Spur dieses Gefühls von „Sommerferien als Kind“.
An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken und innerlich möchte ich dort, natürlich immer barfuß, den Sommer verbringen. Einfach das Leben genießen, Erdbeeren essen und mir die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. (Die Arbeit, die solch eine Anlage macht, die blende ich für ein paar Minuten aus.)
Im „Sommerwohnzimmer“, welches in einem der Gewächshäuser zu finden ist, ist man dann gefühlt in Ungarn. Maiskolben hängen an den Wänden, ein großer Tisch steht in der Mitte und überall findet man kleine Details die vermuten lassen, dass gleich eine ungarische kleine Omi hinter der Ecke hervor kommen könnte. Urig, muckelig und so schön.
Ökologisch ohne Siegel…
Manuela & ihr Mann Tamas (er kommt gebürtig aus Ungarn) betreiben den „Obstgarten“ seit April 2013. Der Obstgarten ist ein rein ökologischer Betrieb, ohne dass es irgendwo geschrieben steht.
Ist dort auch nicht nötig, es hat sich schon längst herum gesprochen, dass die Produkte von besonders guter Qualität sind und in der Stadt habe ich mehr als einmal die Frage gehört „Gibt es schon Erdbeeren bei Soltis? Das sind nämlich die Besten!“
Respektvoller Umgang mit Mensch, Tier & Natur…
Die Soltis legen großen Wert auf den respektvollen und auch natürlichen Umgang mit ihren Pflanzen und den Tieren. Fleisch kommt bei den Beiden ab und an auf den Teller, aber nur das der eigenen Tiere.
Auch wenn ich persönlich dies nicht essen könnte, ich finde die Einstellung gut und würde mir sehr wünschen, dass mehr Menschen (wenn es denn sein muss…) so durchdacht und bewusst Fleisch konsumieren würden.
Lebensmittel und ihr Wert…
„Lebensmittel müssen etwas wert sein.“ mit dem Satz hat mich Manuela dann komplett und ich weiß nun endgültig, warum mich mein Herr Vater hier her geführt hat. Ihm war schon klar, dass dieser Betrieb für mich interessant sein wird.
Übrigens, auf Grund dieser Wertschätzung, gegenüber allen Lebewesen, wird den Hühnern bei Schnupfen auch Salbeitee gekocht und ein Dampfbad in den Stall gestellt. (Bitte wie unfassbar liebevoll ist denn das?!)
Ebenso findet ein mittelgroßes und ordentlich dickes Hängebauchschwein (liebevoll „Fleischberg“ genannt) sein Gnadenbrot auf dem Hof.
„Er wäre doch eh nur noch Leberwurst geworden, da kann er auch bei uns seinen Ruhestand genießen.“ erzählt mir Manuela liebevoll.
Seitdem lebt der „Fleischberg“ auf dem Hof und dreht hier täglich seine Runden. Manchmal findet man ihn unter den Erdbeeren, manchmal auch im Gebüsch. Abends, wenn es kühler wird, kommt er auch mal raus aus seinen Verstecken und wackelt über den Hof.
Absolut ökologische Erdbeeren…
Als wir schließlich „in den Erdbeeren“ stehen und wir uns über meine Reise zu den spanischen Erdbeeren unterhalten, erzählt Manuela: „Die in Spanien übertreiben so mit dem Spritzen, aber die Beeren hier, die müssten ja auch immer mal gespritzt werden.“
Ich blickte sie etwas ungläubig an, aber sie lachte nur und sagt „Na ja, mit Kräuterjauche, Brennnessel, Schachtelhalm und so.“
(Muss ich erwähnen, dass ich schlagartig noch ein wenig mehr verknallert war in diese Frau?)
Neben diesen selbst hergestellten Jauchen, dürfen hier auch kleine Nützlinge ihre Arbeit tun. Die werden alle paar Wochen – manchmal auch einfach nur vorsorglich – im 1000er Pakt bestellt und kommen auf angefeuchteten Blättern daher.
Alles im Einklang und Rhythmus der Natur.
Ist es nicht schön zu sehen, was alles so geht ohne die dicken Chemiekeulen?
Die Gewächshäuser, in denen das Obst der Beiden heranwächst, haben enorme Tradition und die Region scheint sehr glücklich, dass Manuela und Tamas diesen wunderbaren Glashäusern wieder Leben einhauchen.
(Bis in die 90er Jahre hinein waren die Gewächshäuser in der Hand von Dr. Walter Richter, einem weltbekannten und geschätzten Orchideenzüchter. Ja, lacht jetzt mal wegen der Orchideen, die verfolgen mich, haha.)
Solltet ihr mal in der Gegend sein, dann stattet dem Obstgarten bzw. Manuela und Tamas unbedingt einen Besuch ab, es lohnt sich! Nicht nur wegen des Obstes, sondern auch wegen des kleinen Hofladens, in dem sich allerlei ungarische Spezialitäten finden sowie allerlei selbst gemachte Marmelade, Ketchup etc.
Soltis Obstgarten findet ihr hier:
Helmut-Bräutigam-Str. 52,
08451Crimmitschau
*ungarisch = Guten Tag
0 Comments
Oh, das klingt wirklich wunderbar! Wenn wir das nächste mal bei den Schwiegereltern sind, wäre das mal nen Abstecher wert! Sonst sind wir ja eher mal zum eishockey schauen in crimm’sche :)
Ach herrlich, ich hätte dich hier gar nicht vermutet. Hihi, aber ein schönes Städtchen ist es ja und komm unbedingt mal auf den Hof! <3
Liebe Franzi,
ich bin ja immer wieder ganz hin und weg von deinen unfassbar schönen Bildern! Aber diese hier sind wirklich wieder einmal hochpoetisch und erwecken bei mir den Wunsch, dringend einen Fotografie-Workshop bei dir zu besuchen! (Du bietest nicht zufällig sowas an? :D )
Das muss wirklich ein kleines, muckeliges Paradies sein, das ihr da so regelmäßig ansteuert – danke dir für die schönen Einblicke und den tollen Bericht darüber, der ein schönes Gleichgewicht zu denjenigen über die spanischen Erdbeeren bildet. :)
Liebe Grüße
Jenni
you made my day meine Liebe! HOCHPOETISCH ist wohl das schönste Kompliment, welches ich je bekommen habe. DANKE <3
Weiß du eigentlich, wie sehr ich es mag, wenn man so Orte / Verkäufer / Läden hat, bei denen man sagt „Ich kaufe da oder gar nicht, weil…“? Ich finde, wenn man solche Sätze sagen kann, dann hat man einen Schritt gegen die zunehmende Entfremdung der Menschheit von ihrer Nahrung getan :)
Auf Höfen fühle ich mich auch immer an meine Kindheit (Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen mit Tieren :)) zurückversetzt… Aber natürlich macht sowas viel Arbeit – aber wenn man die gern macht, ist sie ja auch nicht schlimm. Ich würde lieber den ganzen Tag Tiere füttern und misten, als im Büro zu sitzen…
Schön, dass die Qualität der Produkte von Soltis so einen Ruf hat, dass es auch ohne teures Siegel klappt! Eigentlich wäre es klasse, wenn die Siegel irgendwann überall überflüssig wären, weil ökologischer Anbau endlich die Norm ist.
Die Einstellung, nur eigene Tiere zu essen, kenne ich nur zu gut. So habe ich ca. 5-7 Jahre (weiß ich nicht mehr genau) gelebt… also Mamas Kaninchen und die Schweine vom Stiefvater gingen, aber gekauftes gar nicht. Inzwischen bin ich aber auch schon über ein Jahr Vegetarierin… Irgendwie fühlt sich Fleisch nun doch falsch für mich an.
Uii. – und sehe ich richtig? Freilaufende Hühner ♥. Meine Mama hat auch 5 Stück im Garten und ich esse ausschließlich deren Eier und könnte nie im Leben wo anders welche kaufen.
Deinen Blick, als sie vom Spritzen der Erdbeeren sprach und du sicher noch an Pestizide dachtest, kann ich mir nur zu gut vorstellen ;) Als ich das gelesen habe, war ich auch entsetzt, bis der Satz mit der Kräuterjauche kam.
Ungarische Spezialitäten klingen auch interessant – was bieten die beiden denn da so an?
Liebe Grüße und danke für den Einblick in einen so schönen Betrieb!
Oh, wie wundervoll! Und wie schade, dass das so weit von Dortmund entfernt ist…
Meine Oma hat bis sie 8 war in Ungarn gelebt und ist erst wegen dem Krieg geflohen. Deine Fotos, deine Einleitung und deine Beschreibungen wecken direkt ein wenig Erinnerungsgefühl in mir!
Ein wunderschöner Hof!
Liebe Grüße, Frauke
Schwein ?
Hihi, jaaaaa <3
Liebe Franzi, ich lese gerade zum ersten Mal Deinen Blog und finde ihn ganz wundervoll. ♥ Und dieser Hof wäre auch voll mein Ding. Den Hühnern wird bei Schnupfen Salbeitee gekocht? Haha. Wie süß ist das denn, bitte? Ich wünschte es würde viel mehr solcher Höfe geben. Bei uns im Rheinland ist mittlerweile leider alles so schrecklich industrialisiert. Da werden ganz Felder in Plastikplanen eingepackt und wenn die Bauern ihre Felder düngen, kriege ich an manchen Tagen kaum Luft. Die schmeißen da alles drauf, nur keinen Kuhdung. Schrecklich. Liebste Grüße, Nadine
Meine liebe Nadine, ach was freu ich mich, dass du hier bist! :-)