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Das Secrets Festival

16. August 2015

Ihr Lieben, 

vor einigen Monaten lernte ich durch meine lieben Freunde  von Wetreat das Secret Festival kennen. Auf der Website zum Festival war ein Video zu sehen, welches mich sofort und rundum verzauberte. 

Wälder und Lichtungen, Lichtspiele, Kerzen, mystische Fleckchen, leise Musik und vor allem, es sollte ein Festival für alle werden, auch für Familien. 

Die Karten waren in dem Moment gebucht, in dem es sie gab. Ich wollte dahin und somit auch das erste Mal in meinem Leben Festivalluft schnuppern.

Mit Festivals verband ich – unerfahren – all die Jahre eigentlich nur „Matsch, zu viele Menschen, schlimme Klos, laute Musik, viel Alkohol“, das war so meine Interpretation davon. Dass dies natürlich nicht immer der Fall ist, das sollte klar sein. Es war eben meine „Durchschnittsvorstellung“. 

Bei Secretes wirkte von Anfang an alles anders. Ausgewählt, leicht, ruhig und vor allem durch all die Food Trucks enorm lecker. Ich sah mich gedanklich schon federleicht durch die Wälder hüpfen und mit einem Buch auf der Wiese liegend. 

Am letzten Freitag (14.08.15) war es endlich soweit und wir machten uns auf nach Marienwerder, zu diesem wundervollen Festival voller Magie und Leichtigkeit. 

Leider wurde uns diese Leichtigkeit schon bei der Ankuft das erste Mal genommen. Auf der Facebookseite von Secrets wurde schon vor Tage erwähnt, dass man vom Parkplatz bis zum Gelände ca. 800 m Fußweg hat. Das ist natürlich bei der Hitze und dem Gepäck nicht ganz optimal, aber wir sagten uns „800 m ist ja kein Ding.“ Blöd nur, dass es nicht 800 m waren, sondern vom Parkplatz bis zum Campingplatz knapp 4 km Fußweg zurück gelegt werden mussten. Bei über 30° im Schatten. Der Liebste und ich standen bei der Ankunft am Campingplatz dem ersten Hitzschlag nah und meine Laune sank schon da etwas in den Keller. 

Der Campingplatz lag in der prallen Sonnen und von „schön“ und „mystisch“ konnte keine Rede sein. Staubiger Acker (war natürlich der Trockenheit zu verdanken, da mach ich dem Festival keinen Vorwurf“) in praller Sonne. Wir schlugen uns ein klein wenig in den anliegenden Wald hinein und fanden dort ein schattiges Plätzchen. Im Zelt liegend konnte ich wundervoll in das Windspiel der Baumkronen schauen und fühlte mich schon fast ein wenig „Secret“. 

Secrets Festival 1 (1 von 5)

Im Nachhinein war dieser Moment dann irgendwie auch der einzige Moment der sich so anfühlte. 

Der erste Schock kam bei den Toiletten. Auf dem Camping Geländen waren für die Masse an Menschen auf jeden Fall zu wenig Toiletten, diese standen in der prallen Sonne und waren schon am Freitag Nachmittag voll. Richtig voll. Denn Wasserspülung gab es nicht. 

Ihr müsst wissen, dass mich vieles nicht stört, ich härter im nehmen bin als ich selbst manchmal denke, aber hier stieß ich an meine Grenzen. Nach einmaligem Pullern begann ich das Trinken aufs minimum einzustellen. Bei eben 30° im Schatten. Alle anderen Toiletten auf dem Gelände zeigten leider das gleiche Bild und nun ja, gerade die Mädels machten oft die Tür auf und sofort wieder zu. Man suchte sich ein Fleckchen im Wald. Nicht die beste Lösung, aber bei den Anblicken mehr als verständlich. (Die Toiletten wurden am Samstagmorgen gereinigt, aber schon ein paar Stunden später…na ihr ahnt es.)

Das Festival Gelände selbst lag auch in der prallen Sonne, aber an einem Kanal und dort holten sich viele die erste Erfrischung und auch meine Beine landeten umgehend im kühlen nass. Das tat unglaublich gut und ich konnte von dort aus den Blick richtig schön übers Gelände streifen lassen. Mir gegenüber befand sich eine kleine Wiese mit angrenzenden Apfelbäumen, der Ort sah vielversprechend aus und war es tatsächlich auch. Es war der schöne Platz auf dem Gelände. Dort zwischen den Apfelbäumen konnte man in Hängematten baumeln (wenn sie nicht besetzt waren *g*) und sich einfach ein wenig im Schatten ausruhen. 

Secrets Festival 2 (1 von 2) Secrets Festival 1 (5 von 5) Secrets Festival 1 (4 von 5) Secrets Festival 1 (3 von 5)

Die Wiese auf denen die Foodtrucks standen und auch die große Bühne gelegen war, die lag eben ungeschützt in der prallen Sonne und dass wir dort eher weniger Zeit verbringen würden, das war sehr schnell klar. 

Die Foodtrucks waren nahezu das Highlight des Festivals, das Essen war bombastisch. Ich aß bei Bun Bao einen unfassbar leckeren Burger mit Zitronen Tofu und Koriander und bei CRÊPES MAMAN eine mit Ziegenkäse gefüllte Galette. Ein Träumchen! Trotzdem, die meisten Trucks waren nicht mit genug Essen ausgestattet und vieles war schon zu früher Abendstunde nicht mehr zu bekommen.

Der Mann und ich begaben uns – auf Grund von Müdigkeit und irgendwie auch Erschöpfung (250 km Anreise plus zweimal 4 km schleppen) relativ früh ins Zelt. Von dort aus konnte man der Musik noch sehr gut lauschen. 

Im Grunde zu gut, denn die Musik dröhnte bis 8 Uhr morgens über den Platz und an Schlaf war nicht so wirklich zu denken. Ich glaube bei mir waren es ca. 3 Stunden. Hatten wir am Abend schon beschlossen ggf. schon am Samstag wieder heim zu fahren, war es nun mehr als beschlossen. Neben der Tatsache, dass ich immer weniger trank um nicht auf diese fürchterlichen Toiletten zu gehen, war Schlafmangel einfach nicht das, was ich gerade brauchte. Den habe ich seit Wochen genug und irgendwie hatte ich mir auf Grund der Tatsache, dass es ein Familien Festival sein sollte auch irgendwie mehr Ruhezeiten erhofft. 

Leid taten mir in dem Moment vor allem die Bewohner der „Glamping Zelte„, für diese Schlafmöglichkeit mussten bis zu 750 Euro gezahlt werden und die Zelte lagen direkt gegenüber der Hauptbühne.

Secrets Festival 2 (2 von 2)

Auf der Facebookseite vom Festival ging derzeit die Post ab. Mittlerweile sind min. die Hälfte alle Postings gelöscht. Viele schimpften und bemängelten die Planung und die Umsetzung. Als wir am Samstag abreisten, trafen wir viele Menschen, denen es ebenso ging und die auch sehr enttäuscht von dem Ganzen waren. 

Auch Musiker, wie z.B. Maxim, sagten ihren Auftritt ab. Grund waren wohl Sicherheitsmängel im Bühnenbereich. 

Für uns war es – neben der leichten Enttäuschung – aber vor allem die Erfahrung, dass campen eine tolle Sache ist und wir das definitiv wieder öfter machen werden. Festivals aber einfach nicht unsere Welt sind. Auch nicht wenn sie „Secrets Festival“ heißen und so viel Magie und Leichtigkeit versprechen…

Secrets Festival 1 (2 von 5)

Trotzdem, der Ansatz des Ganzen war schon schön (vor allem die Angebot der Workshops, wie z.B. Yoga und Kräuterwanderungen etc.) und ich denke, dass die Veranstalter mit diesen Erfahrung ggf. das nächste Festival etwas anders aufziehen werden. Ich würde es mir wünschen und vielleicht ist es ja dann wirklich so, wie man es sich vorgestellt hat bzw. wie es auch vermittelt wurde.

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0 Comments

  1. Reply Melli 16. August 2015 at 10:56

    Ach Franzi, das klingt wirklich nicht toll. Prinzipiell war der Grundgedanke des Festivals sicher eine tolle Idee (mit Yogaworkshop,….), aber die Umsetzung war wohl nicht durchdacht. Hoffentlich lernt der Veranstalter daraus….
    LG Melli

    • Reply Franzi 16. August 2015 at 11:00

      Das hoffe ich auch sehr. Es gibt ja noch Besucher, die deutlich ärger getroffen wurden als wir. Einige die 750 Euro für das Clamping Zelt bezahlt haben sind gestern schon abgereist weil es nicht mal regensicher war… :-/

      • Reply Melli 16. August 2015 at 11:22

        750 € für ein regenuntaugliches Zelt ist eine Frechheit.

        • Reply Franzi 16. August 2015 at 11:45

          Absolut! Das Ticket fürs Festival musste auch noch extra bezahlt werden…

  2. Reply Kathi Pirati 16. August 2015 at 12:05

    Ach liebe Franzi, das Festival klingt eigentlich wirklich so schön! Ich verstehe, warum du so gern hin wolltest und umso mehr verstehe ich auch den Ärger, die Ernüchterung – bei diesen Erlebnissen! Wirklich schade!

    Damals mit 18 Jahren bin ich mit großer Vorfreude zu einem großen Festival gefahren. Es war überhaupt nix für mich! Da ich sowieso ein Kloproblem hatte (nämlich gar nicht hart im Nehmen bin), hatte ich da aber die perfekte Lösung: Ich hatte mir eine billige Plastikschüssel gekauft und hab halt immer im Zelt gepinkelt! Die Schüssel hab ich dann am Zaun ausgekippt, wo eh immer alle Männer hingegangen sind. Dann kurz ausgewaschen, fertig! Privates, sauberes Pinkeln jederzeit möglich! Ansonsten lag mein Problem eher da, dass ich nicht mit betrunkenen Leuten klarkomme und ich außerdem festgestellt hab, dass ich in größeren Menschenmengen Panik bekomme. Somit war dieser erste Festivalbesuch auch mein letzter!

    • Reply Franzi 16. August 2015 at 12:11

      Der Mann sagte auch, dass ich doch in den Eimer pullern sollte *g* :P

  3. Reply Alicia 16. August 2015 at 12:52

    Liebe Franzi, schade dass dass Festival so ein Reinfall war. Ich bin aber auch kein Festival Fan…. schon wegen der hygienischen Bedingungen und der Lautstärke, wie du sie auch beschreibst. Aber Zelten und Camping sind toll! Und deine Fotos wunderschön! Darf ich fragen, mit welcher Kamera / Objektiv du fotografierst?
    Hoffentlich hast du unterdessen deinen Schlaf- und Trinkmangel aufgeholt ;)

    • Reply Franzi 16. August 2015 at 13:00

      Liebe Alicia, ja beides wurde aufgeholt *g* :)
      Ich hatte zum Festival nur meine kleine Nikon D750 und das 85 mm 1,8 dabei :)

  4. Reply Alicia 16. August 2015 at 22:02

    *g* :)
    Danke Franzi, tolle Kamara! Ich träume auch mal so einer „Professionellen“ :) ….. unterdessen ;fotografiere ich mit meiner „kleinen“ Nikon D40 ;)

    • Reply Franzi 16. August 2015 at 22:03

      Alicia, ich bin Berufsfotografin, ich brauch die *g* Von daher nicht traurig sein ;-) Die „kleinen“ Nikons sind wahre Goldschätze, also erfreu dich noch lange an ihr! <3 :-)

  5. Reply Ela 17. August 2015 at 09:52

    Liebe Franzi, schade zu hören, dass du diesen ganzen Festivalmist miterleben musstest :( Was du beschreibst ist das Standard-Festival jeglicher Musikrichtung – ich war auf einigen und da war es immer genau so (Klos furchtbar, zu wenig Wasser, zu wenig Schatten, generell schlecht geplant etc). Aber dass man ein „Luxusfestival“ anbietet und dann die typischen Anfänger-Fehler macht ist schon irgendwie bitter. 750 Euro für ein Zelt, wow. Dafür kann man ein Luxuswochenende im Sternehotel buchen ;)
    Echt traurig – aber ehrlich gesagt, die Holi Festivals waren auch schon nur Geldmache mit schönen Stock-Fotos, der Veranstalter ist wohl einfach ein Abzocker.
    LG
    Ela

    • Reply Franzi 17. August 2015 at 09:54

      Liebste Ela,
      ich fürchte du hast leider recht :-/

  6. Reply Jens 21. August 2015 at 20:26

    Hallo Franzi

    ich war auch dort, und sowohl meine Erwartungen als auch Erfahrungen decken sich genau mit den Deinen. Da die Frau und ich noch einen Anschlussurlaub in der Region geplant hatten, kam eine verfrühte Heimfahrt für uns leider nicht in Frage. Wir haben von Donnerstag bis Montag durchgehalten – und danach erst mal zwei Tage Schlaf nachgeholt…

    Ich hoffe trotzdem, dass sich solche ganzheitlichen Konzepte in Zukunft vernünftig umsetzen lassen, denn die Idee war super. Und der Tofu-Burger tatsächlich das Highlight des Wochenendes :-)

    Bin übrigens erst jetzt durch den Suchbegriff Secrets Festival auf Deine schöne Seite aufmerksam geworden. Werde mir nach meiner Heimkehr (bin noch immer unterwegs) mal mehr Zeit dafür nehmen. Bei uns soll es jetzt nämlich auch wann immer möglich vegan zugehen – vegetarisch ist die Küche jetzt schon.

    Viele Grüße

    Jens

    • Reply Franzi 22. August 2015 at 14:02

      Lieber Jens, ich freu mich sehr, dass du auf Grund des Festivals irgendwie zu mir gefunden hast. :-) Ich wünsche mir auch sehr, dass so ein Festival, wie das Secrets gedacht war, irgendwann mal Wirklichkeit wird. :-)

  7. Reply Lena Hakenjos 21. September 2016 at 10:58

    Die Bilder sehen trotzt der nicht so glamourösen Erfahrung wirklich schön aus. =) Wa für eine Kamera verwendest du denn und welche Objektive. Habe deinen Blog gestern entdeckt und bin nicht mehr davon losgekommen. Grüße aus Stuttgart

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